Wie das Content-Rad deine politische Social Media Strategie ankurbeln kann

Inhaltsverzeichnis

Als Politiker, Social Media Manager oder Verantwortlicher in deiner politischen Organisation ist die Suche nach neuen Content-Ideen ein dauerhafter und zuweilen auch lästiger Begleiter. Hinter den wenigsten politischen Accounts steht tatsächlich eine konkrete Strategie, welche Inhalte gepostet werden sollen. Oft bleibt nur die hastige Begleitung von Terminen mit langweiligen Gruppenbildern übrig, die keine Aufmerksamkeit beim Zuschauer erzeugt.

Ich bin mir ziemlich sicher: Du weißt selbst, dass das nicht der zielführende Weg sein kann, obwohl ihn so viele in der politischen Landschaft auf Social Media bestreiten – es ist nun mal ein bekannter und fest eingeprägter Pfad. In diesem Beitrag will ich dir zeigen, wie du mit der Gruppierung deines Contents in ein vierteiliges Content-Rad einen neuen Blick auf deine Contentplanung bekommst.

TL;DR – Das Wichtigste in Kürze

Das Content-Rad besteht aus vier Bestandteilen: Unterhaltung, Wissen, Inspiration und Kontroverse. Es hilft dabei, deine Inhalte nach Nutzerbedürfnissen auf Social Media zu kategorisieren. Dadurch steigt die Vielfalt deiner Beiträge und du findest leichter Ideen für neuen Content.

Unterhaltsame Beiträge sollen den Zuschauer belustigen oder wortwörtlich unterhalten. Inspirative Beiträge wecken vor allem positive Emotionen und Neugier und sollen den Nutzer auf neue Gedanken bringen. Wissen soll vor allem informieren und aufklären – hier kommen zum Beispiel klassische Infografiken zum Einsatz. Und mit Kontroverse werden Themen und Inhalte aufgegriffen, die für Polarisierung und Debatte sorgen.

Darum solltest du in Bedürfnissen denken

Wir alle verbringen jede Menge Zeit auf Social Media – meistens mehr, als uns eigentlich lieb ist. Das ewige Scrollen durch den Feed ist oft besonders wirksam, wenn es darum geht, Zeit totzuschlagen. Da wäre es doch nur von Vorteil, wenn die Nutzer vor allem an deinen Inhalten hängenbleiben?

Um das zu erreichen, müssen wir uns zunächst in Erinnerung rufen, nach welchen Bedürfnissen wir die sozialen Netzwerke verwenden. Da ist natürlich zunächst die Vernetzung mit Freunden und Bekannten um in Erfahrung zu bringen, was in deren Leben gerade so passiert. Abseits davon sind wir aber auch daran interessiert, uns von Social Media unterhalten, inspirieren und informieren zu lassen.

Wenn du jetzt den Content auf deinem politischen Profil betrachtest – beantworte dir selbst schonungslos ehrlich die Frage: Sind sämtliche meiner Inhalte darauf ausgelegt, eines dieser Bedürfnisse umfassend zu erfüllen? Oder ist vieles eher in der Kategorie Selbstbespaßung und stumpfer Alltagsbericht angesiedelt?

Wenn du die erste Frage nicht mit voller Inbrunst mit „JA!“ beantworten kannst, solltest du am besten weiterlesen. Denn das Content-Rad, was ich dir jetzt im Detail vorstelle, wird dich dabei unterstützen, die Bedürfnisse deiner Zuschauer besser zu erkennen und abzuholen.

Wichtig zu wissen: Jede der folgenden Kategorien passt mal mehr, mal weniger in deine persönliche Strategie. Wenn du dir das Content-Rad bildlich vorstellst, kann theoretisch jedes der vier Bestandteile gleich viel Raum einnehmen – häufiger ist aber der Fall, dass sich die Anteile innerhalb von 100 Prozent unterschiedlich groß aufteilen.

U für Unterhaltung – Mach Laune auf dein Profil!

Die wohl häufigste Form der Social Media Inhalte finden sich im Bereich der Unterhaltung wieder. Hier sucht der Zuschauer selbsterklärend nach Content, der ihn oder sie in irgendeiner Form unterhalten oder belustigen kann. Im politischen Kontext sorgt dieses Format vor allem für Nahbarkeit und Community-Bindung.

Wie können solche Unterhaltungsformate aussehen? Hier mal drei Beispiele:

  • Die Parkplatzsituation in deiner Innenstadt vor Ort ist katastrophal und die Gemeinde müsste hier dringend neue Flächen bereitstellen? Erstelle hierzu ein Meme Carousel mit unterschiedlichen Memes, die aber letztlich alle auf das gleiche Problem abzielen. Verzichte im Zweifel auf auffälliges Branding deiner Partei, damit deine Zielgruppe parteiübergreifend eine größere Bereitschaft zeigt, humorvolle Memes in ihre Story hochzuladen oder anderen Profilen per Direktnachricht zu schicken. Mein Tipp: Memes erstellst du am besten kostenlos mit Webseiten wie imgflip.com oder verwendest Apps wie mematic.
  • Mithilfe von Kurzvideos kannst du bereits mit wenig Aufwand unterhaltsame Formate aufbauen oder auf aktuelle Trends aufspringen, um deine Zuschauer zu belustigen. Du suchst hier noch nach Inspiration? Dann schau dir doch mal meine Content-Ideenliste mit 20 Formaten zur Bundestagswahl an – die sind auch nach der Wahl noch nutzbar 😉
  • Neben Videos und Memes können auch Fotos beziehungsweise Fotostrecken einen Teil zur Unterhaltung deiner Zuschauer beitragen. Du könntest zum Beispiel eine Fotostrecke mit den wildesten E-Scooter Parkplätzen in deiner Stadt veröffentlichen oder den neu gewählten Vorstand mit jeweils einem interessanten Fun-Fact vorstellen.
Es muss nicht immer bitterernst sein – Memes können deinen politischen Feed auflockern. (erstellt mit imgflip)

I für Inspiration – zeig etwas Neues!

Die nächste Content-Kategorie steht für Inspiration – das heißt, hier soll der Zuschauer vor allem auf neue Gedanken gebracht werden oder Dinge gezeigt bekommen, die ihn oder sie inspirieren sowie positive Emotionen und Neugier wecken können. In der Politik ist diese Kategorie von allen weiteren Bereichen am geringsten ausgeprägt – was nicht bedeutet, dass auch diese keinen Zweck erfüllen kann.

  • Erstelle zum Beispiel ein Kurzvideo, in dem du mit einem altbekannten Klischee oder Vorurteil über deine Partei einmal aufräumst – zeige andere Perspektiven auf und gib eigene Beispiele, warum das Vorurteil eher Unsinn ist. Erzeuge dadurch bei deinen Zuschauern einen Aha-Effekt, den sie (im Fall von Parteikolleginnen und -kollegen) in ihre eigene Argumentationslinie aufnehmen oder Externe davon überzeugen, dass doch nicht alle Klischees stimmen.
  • Inspiration geht aber auch viel simpler: In einem Kurzvideo oder einer Fotostrecke kannst du gemeinsam mit deinem Vorstand eure liebsten Ausflugsziele oder Spaziergang-Spots in eurer Region vorstellen – sicher ist da der ein oder andere Geheimtipp dabei für eure Follower dabei und schon seid ihr inspirierend unterwegs.

W für Wissen – politische Bildung kommt auf den Plan

Auf einem politischen Profil ist der Bereich der Wissensvermittlung aus meiner Sicht ein elementarer Bestandteil. Selbst wenn du vorrangig nur Unterhaltung machst – früher oder später willst du ja auch politische Botschaften platzieren, die hoffentlich in eine richtige Wahlentscheidung deiner Zuschauer münden. Im besten Fall nimmt ein Zuschauer in dieser Kategorie etwas für sich selbst mit, erhält praktisches Wissen für den Alltag oder ist einfach politisch besser informiert.

Ein attraktives und zuweilen erfolgreiches Mittel im Wissensbereich ist ein Infografik-Carousel zu einem aktuellen Diskussionsthema. Je gesellschaftlich relevanter, desto besser. Das Format eignet sich besonders dann, wenn die Sachlage auch etwas komplexer ist und eine inhaltliche Einordnung benötigt. Zwar kümmert sich darum auch (im besten Fall) der geübte Journalismus, aber es schadet sicher nicht, die Dinge aus einer politischen Haltung heraus zusätzlich zu bewerten. Auf kommunaler Ebene beispielsweise könnte man eine Bild/Text-Strecke erstellen, warum eine Entscheidung des Gemeinderats diese und jene gute beziehungsweise schlechte Auswirkung auf deine Kommune haben wird.

Den gleichen Effekt kannst du natürlich auch mithilfe von Kurzvideos erzielen im Stil von Talking-Head-Formaten – das heißt: Ein Protagonist steht vor der Kamera und ordnet den Sachverhalt ein. Achte dabei aber auf eine möglichst dynamische Nachbearbeitung, damit das Video auch von möglichst vielen Zuschauern lange und bestenfalls bis zum Ende geschaut wird.

K für Kontroverse – das scharfe Schwert der Politik

Wo Kontroverse ist, da entsteht auch Reibung. Und Reibung ist eine häufige Quelle für große Reichweiten auf Social Media, weil sie Menschen emotional aufwühlt und Interaktionen hervorbringt, bei denen gute Nachrichten leider nur selten mithalten können. Aber solltest du jetzt nur Content produzieren, der Kontroverse erzeugt und polarisiert?

Meine Einschätzung dazu: Kontroverse hilft, in den sozialen Medien überhaupt mal aufzufallen, es sollte aber nur einen Teil der gesamten Content-Strategie ausmachen. Polarisierende Einstiege und emotionale Themen sorgen dafür, dass Zuschauer häufiger mit deinen Inhalten interagieren – die Königsdisziplin ist dann aber, wieder zur sachlichen und zielorientierten Kommunikation zurückzukehren, um neben der Provokation auch einen inhaltlichen Mehrwert zu liefern.

Beispiele für kontroverse Formate:

  • Carousel: Fakten versus Bauchgefühl – hier werden häufig wiederholte Thesen des politischen Gegners angezweifelt und mit faktenbasierten Gegenargumenten widerlegt. Schwappt dein Beitrag in die entsprechende Blase des Gegners, sind fleißige Kommentare schon nahezu garantiert. Bereite dich natürlich auch auf diese Diskussionen gut vor!
  • Kurzvideo: Unbequem gefragt – hier könntest du Denkimpulse zu Themen geben, die häufig unter dem Radar laufen, aber viele Menschen deiner Zielgruppe dennoch beschäftigt. Auch hier kannst du provokativ sein, gleichzeitig solltest du aber nicht der Versuchung von plumpem Populismus verfallen – der hat meistens keine lange Haltbarkeit.
  • Kurzvideo: Frontalangriff oder Gegendarstellung. Entweder du kritisierst die Pläne deines politischen Gegners scharf (aber argumentativ fair) oder gehst auf gegnerische Vorwürfe entsprechend ein, um diese zu entkräften. Beides wird, wenn es richtig gemacht ist, ebenfalls für reichlich Diskussionsstoff unter deinen Beiträgen sorgen.

Fazit: Dreh am Content-Rad und erfinde deine Strategie neu

Viele politische Social-Media-Profile wirken wie ein digitaler Selbstzweck: endlose Terminbilder, wenig Substanz, kaum Relevanz für die Zielgruppe. Mit dem Content-Rad kannst du das ändern. Indem du deine Inhalte bewusst nach den vier Bedürfnissen Unterhaltung, Inspiration, Wissen und Kontroverse strukturierst, entsteht automatisch mehr Vielfalt, mehr Spannung und mehr Anknüpfungspunkte für deine Community.

Das Ziel ist nicht, alle Kategorien gleichmäßig zu bedienen, sondern dein Profil gezielt auszurichten: Auf den Mix, der zu deiner politischen Strategie, deiner Persönlichkeit und deinem Publikum passt. Trau dich, auch mal zu polarisieren oder emotionale Geschichten zu erzählen – denn genau das sorgt dafür, dass deine Botschaften nicht im Einheitsrauschen untergehen.

Fang heute damit an, deine bisherigen Inhalte ehrlich zu überprüfen: Welches Bedürfnis erfüllst du bisher zu wenig? Wo kannst du mutiger, kreativer oder relevanter werden? Das Content-Rad ist dein Werkzeugkasten – nutzen musst du ihn selbst.

Autor

Pascal Schejnoha

Pascal ist Gründer von betterpolitics und schreibt über politische Kommunikation im Real Life und auf Social Media aus dem politischen Herzen Stuttgarts.

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